Stille Heldinnen – Stille Helden
ORTE DER HELFENDEN

1933-1945

Niedersachsen und Bremen

Theo Zobel

Aktiv an folgenden Orten:

Rettete seine Schwiegermutter vor der Euthanasie

Der Förster Theo Zobel setzte sich hartnäckig für die Entlassung seiner Schwiegermutter Ursula Kaliwe aus der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg ein und bewahrte sie vor der Ermordung in der „dezentralen Euthanasie“. Durch seinen mutigen Einsatz rettete er ihr ungeachtet des Risikos für sich selbst und für seine Familie dreimal das Leben. Aber nicht nur die Hilfe für die Schwiegermutter lässt sich belegen. Theo und Ursula Zobel setzten sich auch für die Versorgung von polnischen Zwangsarbeitern ein. Erfahren Sie im folgenden Beitrag, wie genau es ihnen gelang, zu helfen.

 

Theo Zobel in der Forstschule Spangenberg (ca. Januar 1931)
(c) „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg (Privatbesitz Ursula Becker)

Vor 1933

Theo Zobel wurde am 4. März 1906 in Breitenhees im Landkreis Uelzen geboren. Er war das einzige Kind von Hermine (*1886) und Fritz Zobel (*1868).

Hermine Zobel (geb. Becker) entstammte einer bürgerlichen Familie in Hannover. Sie war die jüngste von vier Töchtern. Ihr Vater war Auktionator am Gericht. Nach ihrer Schulausbildung erhielt sie eine Anstellung als Hausmädchen in einem Forsthaus in Burgdorf bei Hannover. Als der dortige Förster starb, übernahm ihr zukünftiger Ehemann Fritz Zobel zeitweise die Vertretung, so lernten sich beide kennen und verliebten sich. Fritz hatte in Breitenhees ein eigenes Revier und wurde, noch bevor der gemeinsame Sohn Theo eingeschult wurde, nach Riebrau in die Göhrde versetzt.

Nach der Primarstufe wechselte Theo auf die Mittelschule in Hannover. In dieser Zeit wohnte er bei seinen Großeltern in der Hollscher Straße, in einem bürgerlichen Wohnhaus, das im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer zerstört wurde. Nach seinem Schulabschluss trat Theo in die Fußstapfen seines Vaters und begann eine Ausbildung an der Forstschule in Spangenberg. Während er in der Försterei von Ernst Kaliwe in Scharnebeck seine Ausbildung absolvierte, lernte er um 1930 dessen Tochter Ursula (*26. August 1912) kennen, seine spätere Ehefrau. Als staatlich geprüfter Revierförster trat er ca. 1932 eine Stelle in Sottorf bei Rosengarten an. Im Winter 1933 heiratete das junge Paar und am 17. Dezember 1934 wurde ihr erstes Kind, eine Tochter geboren. Sie wurde nach ihrer Mutter Ursula benannt.

Vor 1933

Theo Zobel wurde am 4. März 1906 in Breitenhees im Landkreis Uelzen geboren. Er war das einzige Kind von Hermine (*1886) und Fritz Zobel (*1868).

Hermine Zobel (geb. Becker) entstammte einer bürgerlichen Familie in Hannover. Sie war die jüngste von vier Töchtern. Ihr Vater war Auktionator am Gericht. Nach ihrer Schulausbildung erhielt sie eine Anstellung als Hausmädchen in einem Forsthaus in Burgdorf bei Hannover. Als der dortige Förster starb, übernahm ihr zukünftiger Ehemann Fritz Zobel zeitweise die Vertretung, so lernten sich beide kennen und verliebten sich. Fritz hatte in Breitenhees ein eigenes Revier und wurde, noch bevor der gemeinsame Sohn Theo eingeschult wurde, nach Riebrau in die Göhrde versetzt.

Nach der Primarstufe wechselte Theo auf die Mittelschule in Hannover. In dieser Zeit wohnte er bei seinen Großeltern in der Hollscher Straße, in einem bürgerlichen Wohnhaus, das im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer zerstört wurde. Nach seinem Schulabschluss trat Theo in die Fußstapfen seines Vaters und begann eine Ausbildung an der Forstschule in Spangenberg. Während er in der Försterei von Ernst Kaliwe in Scharnebeck seine Ausbildung absolvierte, lernte er um 1930 dessen Tochter Ursula (*26. August 1912) kennen, seine spätere Ehefrau. Als staatlich geprüfter Revierförster trat er ca. 1932 eine Stelle in Sottorf bei Rosengarten an. Im Winter 1933 heiratete das junge Paar und am 17. Dezember 1934 wurde ihr erstes Kind, eine Tochter geboren. Sie wurde nach ihrer Mutter Ursula benannt.

Theo und Ursula Zobel (o.D./vor 1944)
(c) „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg (Privatbesitz Ursula Becker)

Hilfe für Dorothea Kaliwe

Zum Zeitpunkt der Geburt von Theo Zobels erster Tochter war seine Schwiegermutter Dorothea Kaliwe bereits ein zweites Mal Patientin in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Am 15. März 1924 war sie schon einmal aufgrund von Depressionen aufgenommen worden. Sie hatte Zwillinge durch eine Fehlgeburt verloren und kam über diesen Verlust nicht hinweg.

Belastend wirkte jedoch noch ein weiterer Grund, wie ihre Enkelin Ursula Becker später in einem Interview bekannt gab: Ihre Ehe war nicht mehr glücklich, auch spielte eheliche Gewalt eine Rolle. Da man ihr offenbar nicht helfen konnte, wurde sie am 6. Juli 1924 „ungebessert“ nach Hause entlassen. Die Ehe blieb unglücklich.

Am 14. September 1928 wurde Dorothea ein zweites Mal in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg aufgenommen. Kurz darauf übernahm die Kreispflegerin Rosa Kaempffe ihre Vormundschaft, da Ernst Kaliwe sich inzwischen von seiner Frau abgewandt hatte. Neben der Vormundschaft lehnte er auch die Unterhaltszahlungen für sie ab. Ihr Sohn Günter, der nach dem Vater zur Zahlung der Pflegekosten herangezogen wurde, weigerte sich ebenfalls, für den Unterhalt der Mutter aufzukommen. Ein Anwalt begründete die Zahlungsunfähigkeit seines Mandanten unter anderem damit, dass dessen Sohn einen Gehfehler habe und die aufwendige Behandlung die Familie bereits eine Menge Geld koste. Das Einkommen von Günter reiche gerade einmal für die Versorgung seiner eigenen dreiköpfigen Familie: „Solange das Gehalt des Sohnes so niedrig bleibt […], kann mein Auftraggeber keinerlei Zahlungen leisten.“

Die einzigen, die fortan den Kontakt zu Dorothea Kaliwe hielten, waren ihre Tochter Ursula und ihr Schwiegersohn Theo Zobel. Es existiert ein Foto von Dorothea, ihrer Tochter Ursula und der neugeborenen Enkelin Ursula, das kurz vor Weihnachten in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg aufgenommen wurde. Ursula und Theo besuchten sie dort auch, um ihr das erste Enkelkind zu zeigen.

Hilfe für Dorothea Kaliwe

Zum Zeitpunkt der Geburt von Theo Zobels erster Tochter war seine Schwiegermutter Dorothea Kaliwe bereits ein zweites Mal Patientin in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg. Am 15. März 1924 war sie schon einmal aufgrund von Depressionen aufgenommen worden. Sie hatte Zwillinge durch eine Fehlgeburt verloren und kam über diesen Verlust nicht hinweg.

Belastend wirkte jedoch noch ein weiterer Grund, wie ihre Enkelin Ursula Becker später in einem Interview bekannt gab: Ihre Ehe war nicht mehr glücklich, auch spielte eheliche Gewalt eine Rolle. Da man ihr offenbar nicht helfen konnte, wurde sie am 6. Juli 1924 „ungebessert“ nach Hause entlassen. Die Ehe blieb unglücklich.

Am 14. September 1928 wurde Dorothea ein zweites Mal in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg aufgenommen. Kurz darauf übernahm die Kreispflegerin Rosa Kaempffe ihre Vormundschaft, da Ernst Kaliwe sich inzwischen von seiner Frau abgewandt hatte. Neben der Vormundschaft lehnte er auch die Unterhaltszahlungen für sie ab. Ihr Sohn Günter, der nach dem Vater zur Zahlung der Pflegekosten herangezogen wurde, weigerte sich ebenfalls, für den Unterhalt der Mutter aufzukommen. Ein Anwalt begründete die Zahlungsunfähigkeit seines Mandanten unter anderem damit, dass dessen Sohn einen Gehfehler habe und die aufwendige Behandlung die Familie bereits eine Menge Geld koste. Das Einkommen von Günter reiche gerade einmal für die Versorgung seiner eigenen dreiköpfigen Familie: „Solange das Gehalt des Sohnes so niedrig bleibt […], kann mein Auftraggeber keinerlei Zahlungen leisten.“

Die einzigen, die fortan den Kontakt zu Dorothea Kaliwe hielten, waren ihre Tochter Ursula und ihr Schwiegersohn Theo Zobel. Es existiert ein Foto von Dorothea, ihrer Tochter Ursula und der neugeborenen Enkelin Ursula, das kurz vor Weihnachten in der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg aufgenommen wurde. Ursula und Theo besuchten sie dort auch, um ihr das erste Enkelkind zu zeigen.

Dorothea Kaliwe mit ihrer neugeborenen Enkelin und ihrer Tochter (1934)
(c) „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg (Privatbesitz Ursula Becker)

Im Winter 1935 zog die kleine Familie nach Malloh, da Theo Zobel die Möglichkeit bekam, die dortige Försterei zu übernehmen. 1936 kam die zweite Tochter Gisela und 1942 der gemeinsame Sohn Ernst Günther zur Welt. Dorothea Kaliwe wurde regelmäßig von ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in der Anstalt besucht. Diese Besuche schützten sie vor einer „planwirtschaftlichen Verlegung“ im Rahmen der sogenannten „Aktion T4“.

„,Aktion T4′ ist die Tarnbezeichnung für die zentral gesteuerte, tausendfache Vergasung von Psychiatrieinsassen in fünf Tötungsanstalten und einem Zuchthaus auf deutschem Reichsgebiet. Das Mordprogramm wurde zwar im August 1941 offiziell eingestellt, um dann jedoch im Anschluss in noch viel größerem Umfang, diesmal „dezentral“organisiert, fortgeführt zu werden. Ab Herbst 1941 wurden Patientinnen und Patienten mit Medikamenten und durch Unterversorgung ermordet. Dieser zweiten Phase der ,Euthanasie‘ fielen insgesamt 200.000 Menschen zum Opfer, darunter auch hunderte Lüneburger Patientinnen und Patienten. Eine der Tötungsanstalten dieser sogenannten zweiten Phase der ,Euthanasie‘ ist die Anstalt Pfafferode bei Mühlhausen in Thüringen.“

Nachdem die Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt bereits im Frühjahr 1941 mindestens 475 Patientinnen und Patienten in der „Aktion T4“ vergasen ließ, kam es am 8. September 1943 zu einer zweiten „planwirtschaftlichen Verlegung“ zum Zwecke der Tötung durch Medikamente und Nahrungsentzug. An diesem Tag verlegte die Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt rund 300 Patientinnen und Patienten nach Pfafferode, um sie dort zu töten. Eine von ihnen war Dorothea Kaliwe.

In der Regel wurden die Angehörigen erst dann über die „planwirtschaftlichen Verlegung“ informiert, wenn diese bereits stattgefunden hatte und die Patientinnen und Patienten oft schon nicht mehr am Leben waren. Anders war es im Fall Dorothea, denn hier passierte etwas sehr Ungewöhnliches: Max Bräuner, der Ärztliche Direktor der Lüneburger Anstalt, rief Dorotheas Ehemann an, um ihn über die bevorstehende Verlegung nach Pfafferode zu informieren. Anhand der Akten anderer Patientinnen und Patienten, die am 8. September 1943 nach Pfafferode verlegt wurden, ist belegt, dass es sich hierbei wahrscheinlich um einen einmaligen Vorgang gehandelt hat.

Ernst Kaliwe sah sich nicht in der Lage, seine Frau in der Lüneburger Anstalt oder an einem anderen Ort abzuholen, informierte aber seine Tochter Ursula und seinen Schwiegersohn Theo Zobel. „Im September 1943 bekam Theo einen Anruf von Ernst, dass Dorothea weg soll“, erinnert Dorotheas damals achtjährige Enkelin. Ursula beschloss, „wir holen die Oma, aber den Kindern dürfen davon nichts sagen“. Daraufhin brachen Ursula und Theo mit dem Auto nach Mühlhausen auf und folgten dem Verlegungstransport.

Als Förster besaß Theo eine Waffe, die er auch an diesem Tag mit sich führte. Ursula erzählte: „Theo geht rein, legt die Pistole auf den Tisch und sagt, ,Ich gehe jetzt mit meiner Schwiegermutter durch diese Tür, und wenn Sie zum Telefon greifen, verlassen wir diesen Raum nicht lebend.‘“ Daraufhin durfte Dorothea Kaliwe gehen, gemeinsam fuhren sie nach Malloh zurück.

Dorothea gehört also zu den wenigen Opfern der „Euthanasie“-Maßnahmen, die gerettet wurden. Sie entkam der Tötung in der Anstalt Pfafferode, weil ihre Tochter und ihr Schwiegersohn engagiert genug waren, die „planwirtschaftliche Verlegung“ nicht hinzunehmen.

Durch die couragierte Rettung überlebte Dorothea Kaliwe auch die zweite Welle der „Euthanasie“ und lebte fortan bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in Malloh.

Im Winter 1935 zog die kleine Familie nach Malloh, da Theo Zobel die Möglichkeit bekam, die dortige Försterei zu übernehmen. 1936 kam die zweite Tochter Gisela und 1942 der gemeinsame Sohn Ernst Günther zur Welt. Dorothea Kaliwe wurde regelmäßig von ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in der Anstalt besucht. Diese Besuche schützten sie vor einer „planwirtschaftlichen Verlegung“ im Rahmen der sogenannten „Aktion T4“.

„,Aktion T4′ ist die Tarnbezeichnung für die zentral gesteuerte, tausendfache Vergasung von Psychiatrieinsassen in fünf Tötungsanstalten und einem Zuchthaus auf deutschem Reichsgebiet. Das Mordprogramm wurde zwar im August 1941 offiziell eingestellt, um dann jedoch im Anschluss in noch viel größerem Umfang, diesmal „dezentral“organisiert, fortgeführt zu werden. Ab Herbst 1941 wurden Patientinnen und Patienten mit Medikamenten und durch Unterversorgung ermordet. Dieser zweiten Phase der ,Euthanasie‘ fielen insgesamt 200.000 Menschen zum Opfer, darunter auch hunderte Lüneburger Patientinnen und Patienten. Eine der Tötungsanstalten dieser sogenannten zweiten Phase der ,Euthanasie‘ ist die Anstalt Pfafferode bei Mühlhausen in Thüringen.“

Nachdem die Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt bereits im Frühjahr 1941 mindestens 475 Patientinnen und Patienten in der „Aktion T4“ vergasen ließ, kam es am 8. September 1943 zu einer zweiten „planwirtschaftlichen Verlegung“ zum Zwecke der Tötung durch Medikamente und Nahrungsentzug. An diesem Tag verlegte die Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt rund 300 Patientinnen und Patienten nach Pfafferode, um sie dort zu töten. Eine von ihnen war Dorothea Kaliwe.

In der Regel wurden die Angehörigen erst dann über die „planwirtschaftlichen Verlegung“ informiert, wenn diese bereits stattgefunden hatte und die Patientinnen und Patienten oft schon nicht mehr am Leben waren. Anders war es im Fall Dorothea, denn hier passierte etwas sehr Ungewöhnliches: Max Bräuner, der Ärztliche Direktor der Lüneburger Anstalt, rief Dorotheas Ehemann an, um ihn über die bevorstehende Verlegung nach Pfafferode zu informieren. Anhand der Akten anderer Patientinnen und Patienten, die am 8. September 1943 nach Pfafferode verlegt wurden, ist belegt, dass es sich hierbei wahrscheinlich um einen einmaligen Vorgang gehandelt hat.

Ernst Kaliwe sah sich nicht in der Lage, seine Frau in der Lüneburger Anstalt oder an einem anderen Ort abzuholen, informierte aber seine Tochter Ursula und seinen Schwiegersohn Theo Zobel. „Im September 1943 bekam Theo einen Anruf von Ernst, dass Dorothea weg soll“, erinnert Dorotheas damals achtjährige Enkelin. Ursula beschloss, „wir holen die Oma, aber den Kindern dürfen davon nichts sagen“. Daraufhin brachen Ursula und Theo mit dem Auto nach Mühlhausen auf und folgten dem Verlegungstransport.

Als Förster besaß Theo eine Waffe, die er auch an diesem Tag mit sich führte. Ursula erzählte: „Theo geht rein, legt die Pistole auf den Tisch und sagt, ,Ich gehe jetzt mit meiner Schwiegermutter durch diese Tür, und wenn Sie zum Telefon greifen, verlassen wir diesen Raum nicht lebend.‘“ Daraufhin durfte Dorothea Kaliwe gehen, gemeinsam fuhren sie nach Malloh zurück.

Dorothea gehört also zu den wenigen Opfern der „Euthanasie“-Maßnahmen, die gerettet wurden. Sie entkam der Tötung in der Anstalt Pfafferode, weil ihre Tochter und ihr Schwiegersohn engagiert genug waren, die „planwirtschaftliche Verlegung“ nicht hinzunehmen.

Durch die couragierte Rettung überlebte Dorothea Kaliwe auch die zweite Welle der „Euthanasie“ und lebte fortan bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in Malloh.

»Ich gehe jetzt mit meiner Schwiegermutter durch diese Tür, und wenn Sie zum Telefon greifen, verlassen wir diesen Raum nicht lebend.«

Theo Zobel drohte, um seine Schwiegermutter vor der Euthanasie zu retten.

Folgen für Theo Zobel

Theo Zobel wurde nach der Rettung seiner Schwiegermutter zunächst nicht weiter behelligt. Ein befreundeter, einflussreicher Kollege, der Forstmeister Baron von Bistram, hiellt immer wieder seine schützende Hand über ihn. Er verhinderte auch Theo Zobels Einberufung. Bistrams Schutz ermöglichte es Theo auch, polnische Zwangsarbeiter des sechs Kilometer entfernten „Gemeinschaftslagers“ Ehra-Lessien heimlich mit Nahrung zu versorgen. Die Arbeitskolonnen zogen am Forsthaus vorbei. „Hinter dem gestapelten Holz versteckte mein Vater Brot und frisch geschlachtetes Fleisch. Meine Mutter stellte Kannen mit Milch für die zwangsarbeitenden Frauen mit Kindern hin“, berichtet die Tochter.

Erst nachdem Theo Zobel in einer Wittinger Autowerkstatt „Hoffentlich ist dieser Spuk bald vorbei!“ schimpfte, und er daraufhin vom Werkstattinhaber Otto Lange bei der Polizei denunziert wurde, erfuhr er Repressalien. Am 5. März 1944, am Tag nach seinem Geburtstag wurde er von einem Försterkollegen – Förster Bohnert aus Knesebeck – wegen Defätismus bei der Gestapo angezeigt. Auch von einem Herrn Krusemeier lag eine Anzeige vor. Man brachte Theo daraufhin nach Braunschweig und liefert ihn der Gestapo aus. Er wurde vor die Wahl gestellt, entweder an der Front oder als Aufseher in einem Lager eingesetzt zu werden. Er entschied sich für die Front.

Theo Zobel wurde Soldat im Grenadier-Ersatz-Bataillon 17. Er wurde in Braunschweig ausgebildet und zum Bombenräumen eingesetzt. Seine Frau Ursula besuchte ihn dort und brachte ihm Essen. Als er einmal in Ehra-Lessien war, nutzte er die Gelegenheit seine Familie zu besuchen.

Im Mai 1944 wurde er von Braunschweig verlegt und am 2. Juni 1944 in das Grenadier-Feldausbildungs-Regiment 716 versetzt. Seiner kleinen Tochter Ursula schrieb er: „Grenadier Zobel auf Fahrt. Viele Grüße. Es geht gut. Dein Vati.“ Noch kurz vorher besuchten ihn seine Frau und die drei Kinder. Es war das letzte Mal, dass sie sich sahen und die Feldpostkarte war eine der letzten Nachrichten, die die Familie erhielt. Sein Einsatzgebiet ist Tiraspol/Tighina in Bessarabien (heute Bender in Moldawien). Vom 20. bis 28. August 1944 eroberten sowjetische Soldaten in der Operation Jassy-Kischinew das Gebiet zurück. Tausende deutsche Soldaten versuchten durch den Fluss Pruth in den Westen zu flüchten. Von Theo Zobel ging am 21. August 1944 eine letzte Nachricht mit der Feldpostnummer 052790 ab. Danach galt er als vermisst.

Folgen für Theo Zobel

Theo Zobel wurde nach der Rettung seiner Schwiegermutter zunächst nicht weiter behelligt. Ein befreundeter, einflussreicher Kollege, der Forstmeister Baron von Bistram, hiellt immer wieder seine schützende Hand über ihn. Er verhinderte auch Theo Zobels Einberufung. Bistrams Schutz ermöglichte es Theo auch, polnische Zwangsarbeiter des sechs Kilometer entfernten „Gemeinschaftslagers“ Ehra-Lessien heimlich mit Nahrung zu versorgen. Die Arbeitskolonnen zogen am Forsthaus vorbei. „Hinter dem gestapelten Holz versteckte mein Vater Brot und frisch geschlachtetes Fleisch. Meine Mutter stellte Kannen mit Milch für die zwangsarbeitenden Frauen mit Kindern hin“, berichtet die Tochter.

Erst nachdem Theo Zobel in einer Wittinger Autowerkstatt „Hoffentlich ist dieser Spuk bald vorbei!“ schimpfte, und er daraufhin vom Werkstattinhaber Otto Lange bei der Polizei denunziert wurde, erfuhr er Repressalien. Am 5. März 1944, am Tag nach seinem Geburtstag wurde er von einem Försterkollegen – Förster Bohnert aus Knesebeck – wegen Defätismus bei der Gestapo angezeigt. Auch von einem Herrn Krusemeier lag eine Anzeige vor. Man brachte Theo daraufhin nach Braunschweig und liefert ihn der Gestapo aus. Er wurde vor die Wahl gestellt, entweder an der Front oder als Aufseher in einem Lager eingesetzt zu werden. Er entschied sich für die Front.

Theo Zobel wurde Soldat im Grenadier-Ersatz-Bataillon 17. Er wurde in Braunschweig ausgebildet und zum Bombenräumen eingesetzt. Seine Frau Ursula besuchte ihn dort und brachte ihm Essen. Als er einmal in Ehra-Lessien war, nutzte er die Gelegenheit seine Familie zu besuchen.

Im Mai 1944 wurde er von Braunschweig verlegt und am 2. Juni 1944 in das Grenadier-Feldausbildungs-Regiment 716 versetzt. Seiner kleinen Tochter Ursula schrieb er: „Grenadier Zobel auf Fahrt. Viele Grüße. Es geht gut. Dein Vati.“ Noch kurz vorher besuchten ihn seine Frau und die drei Kinder. Es war das letzte Mal, dass sie sich sahen und die Feldpostkarte war eine der letzten Nachrichten, die die Familie erhielt. Sein Einsatzgebiet ist Tiraspol/Tighina in Bessarabien (heute Bender in Moldawien). Vom 20. bis 28. August 1944 eroberten sowjetische Soldaten in der Operation Jassy-Kischinew das Gebiet zurück. Tausende deutsche Soldaten versuchten durch den Fluss Pruth in den Westen zu flüchten. Von Theo Zobel ging am 21. August 1944 eine letzte Nachricht mit der Feldpostnummer 052790 ab. Danach galt er als vermisst.

»Grenadier Zobel auf Fahrt. Viele Grüße.  Es geht gut. Dein Vati.«

Postkarte von Theo Zobel an seine Tochter Ursula (1944)

Nach 1945

Nachdem am 22. April 1945 in Knesebeck und Umgebung die Kampfhandlungen eingestellt wurden, befreiten die Briten auch das Lager auf dem Truppenübungsplatz Ehra-Lessien. Befreite polnische Zwangsarbeiter fuhren in den Tagen danach mit Fahrrädern durch die Gegend, um sich an ihren deutschen Peinigern zu rächen. Sie fuhren auch zur Försterei nach Malloh und forderten Theos Ehefrau, ihre beiden Töchter, ihre Schwiegermutter Dorothea und Margarete Weber, die Schwester des aus Berlin desertierten und in Malloh untergetauchten Generalstabsintendanten Dr. Wilhelm Weber, auf, sich an die Hauswand zu stellen und auf eine Erschießung zu warten. Weber, der im Verdacht stand, der Lagerkommandant von Ehra-Lessien gewesen zu sein, entzog sich durch Zyankali der Lynchjustiz. Die Frauen entkamen ihrer Erschießung, weil ein weiterer Gefangener aus dem Lager Ehra-Lessien namens Ivan hinzustieß und die polnischen Zwangsarbeiter davon überzeugen konnte, dass Theo Zobel und seine Familie den Gefangenen im Lager Ehra-Lessien geholfen hatten. Die Polen drohten zwar noch damit, am Abend wiederzukommen und alle umzubringen, sofern Weber in ein Krankenhaus gebracht werde, verschonten jedoch in dem Moment die Frauen und Mädchen vor der Erschießung.

Durch Theo Zobels Hilfe während des Krieges wurde Dorothea somit ein drittes Mal gerettet. Zur gleichen Zeit machte sich Dr. Ohlrogge, ein Arzt aus Knesebeck, nach Malloh auf, da er erfahren hatte, dass dort alle Frauen ermordet worden seien. Als er eintraf waren die Frauen noch am Leben. Bei Weber hingegen konnte er nur noch den Tod feststellen.

Theo Zobel kehrte nicht aus seinem Einsatz in Tiraspol zurück. Als Reservist der 6. Armee starb er mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Operation Jassy-Kischinew zwischen 21. und 29. August 1944. Am 9. Oktober 1959 wurde Theo Zobel durch Beschluss des Amtsgerichtes Hankensbüttel für tot erklärt. Auf der Kriegsgräberstätte in Vorhop wurde für ihn ein Gedenkstein verlegt.

Dorothea Kaliwe war durch Theo Zobels Handeln eine der wenigen Überlebenden der „Euthanasie“. Sie starb 1967 im Alter von 77 Jahren in der Wolfsburger Wohnung ihrer Tochter, bei der sie nach ihrer Rettung lebte.

 

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Frau Dr. Carola Rudnick, der wir an dieser Stelle herzlich danken (s. Literaturempfehlungen)!

Dr. Carola Rudnick
Gemeinnützige Bildungs- und Forschungsgesellschaft mbH der
„Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg
Am Wienebütteler Weg 1
21339 Lüneburg

Nach 1945

Nachdem am 22. April 1945 in Knesebeck und Umgebung die Kampfhandlungen eingestellt wurden, befreiten die Briten auch das Lager auf dem Truppenübungsplatz Ehra-Lessien. Befreite polnische Zwangsarbeiter fuhren in den Tagen danach mit Fahrrädern durch die Gegend, um sich an ihren deutschen Peinigern zu rächen. Sie fuhren auch zur Försterei nach Malloh und forderten Theos Ehefrau, ihre beiden Töchter, ihre Schwiegermutter Dorothea und Margarete Weber, die Schwester des aus Berlin desertierten und in Malloh untergetauchten Generalstabsintendanten Dr. Wilhelm Weber, auf, sich an die Hauswand zu stellen und auf eine Erschießung zu warten. Weber, der im Verdacht stand, der Lagerkommandant von Ehra-Lessien gewesen zu sein, entzog sich durch Zyankali der Lynchjustiz. Die Frauen entkamen ihrer Erschießung, weil ein weiterer Gefangener aus dem Lager Ehra-Lessien namens Ivan hinzustieß und die polnischen Zwangsarbeiter davon überzeugen konnte, dass Theo Zobel und seine Familie den Gefangenen im Lager Ehra-Lessien geholfen hatten. Die Polen drohten zwar noch damit, am Abend wiederzukommen und alle umzubringen, sofern Weber in ein Krankenhaus gebracht werde, verschonten jedoch in dem Moment die Frauen und Mädchen vor der Erschießung.

Durch Theo Zobels Hilfe während des Krieges wurde Dorothea somit ein drittes Mal gerettet. Zur gleichen Zeit machte sich Dr. Ohlrogge, ein Arzt aus Knesebeck, nach Malloh auf, da er erfahren hatte, dass dort alle Frauen ermordet worden seien. Als er eintraf waren die Frauen noch am Leben. Bei Weber hingegen konnte er nur noch den Tod feststellen.

Theo Zobel kehrte nicht aus seinem Einsatz in Tiraspol zurück. Als Reservist der 6. Armee starb er mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Operation Jassy-Kischinew zwischen 21. und 29. August 1944. Am 9. Oktober 1959 wurde Theo Zobel durch Beschluss des Amtsgerichtes Hankensbüttel für tot erklärt. Auf der Kriegsgräberstätte in Vorhop wurde für ihn ein Gedenkstein verlegt.

Dorothea Kaliwe war durch Theo Zobels Handeln eine der wenigen Überlebenden der „Euthanasie“. Sie starb 1967 im Alter von 77 Jahren in der Wolfsburger Wohnung ihrer Tochter, bei der sie nach ihrer Rettung lebte.

 

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Frau Dr. Carola Rudnick, der wir an dieser Stelle herzlich danken (s. Literaturempfehlungen)!

Dr. Carola Rudnick
Gemeinnützige Bildungs- und Forschungsgesellschaft mbH der
„Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg
Am Wienebütteler Weg 1
21339 Lüneburg

Quellen

Die Geschichte von Theo Zobel und Dorothea Kaliwe ist durch das mündliche Zeugnis ihrer Enkelin Ursula Becker sowie durch zahlreiche Dokumente und Fotos überliefert. Zwischen 2017 und 2020 wurde Ursula Becker dreimal interviewt. Die Gespräche sind als Audiodatei erhalten. Die Dokumente, wie die Krankenakte von Dorothea, Briefe, Postkarten, Urkunden und Familienfotos, sind heute Bestandteil der Sammlung der „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg.

Literaturempfehlungen

Rudnick, Carola S.: »Still, stumpf, beschäftigt mit Kartoffelschälen, verlegt«: Frauen als Opfer der t4, Husum 2019

Bearbeitungsvorschläge

Erläutern Sie, wie es Psychiatrieinsassen im Nationalsozialismus ergehen konnte.

Erörtern Sie, warum man Theo Zobel als einen Stillen Helden bezeichnen kann.

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